Unser Kaffeehaus

Früh am Morgen, wenn die Altstadt noch schläft, liegt ein Zauber über den Plätzen und Gassen. Menschenleer zeigen sie sich in ihrer Pracht. Auch auf dem Alten Markt scheint die Zeit still zu stehen. Nur im Tomaselli hat der Tag schon begonnen - aber mit der angemessenen Beschaulichkeit. Das Café offenbart sich morgens als Oase der Ruhe. 

„Grüß Sie Gott“

„Guten Morgen gnädige Frau, ein Häferl mit Schlag?“ Der Ober kennt die Antwort noch ehe sie ausgesprochen ist und die Dame Platz genommen hat. Die Frage ist zugleich die Begrüßung, die je nach Gast auch „Habe die Ehre“ oder „Grüß Sie Gott“ lauten kann. In der Früh funktioniert die Kommunikation im Tomaselli ohne viele Worte, denn um diese Tageszeit gehört das Café den Stammgästen. Die ersten sind bereits um sieben Uhr da, wenn das Tomaselli die Pforten öffnet. Die begehrten Plätze in den Fensternischen, die kaum zu ergattern sind, wenn das Leben in der Altstadt erst einmal erwacht ist, warten darauf, in Besitz genommen zu werden.

„Alte Kaffeesieder und ihre Gattinnen grüßen im Tomaselli freundlich von den Wänden.”

Bernhard Paumgartner 1966

Das leise Geschirrklappern steigert die Vorfreude auf die morgendliche Tasse Kaffee. Knusprige Semmerl, Kipferl und Mohnweckerl sowie hausgemachte Brioche kommen umhüllt von einer Stoffserviette im Brotkörberl auf den Tisch. Die Frühstückskarte hält alles bereit, was zu einem typischen österreichischen Frühstück gehört. Wer ganz für sich sein möchte, frühstückt im gemütlichen „Stüberl“. Die Ober kennen ihre Gäste und wissen, was gefragt ist: ein Pläuschchen am Morgen, ein paar Worte über das Wetter oder das aktuelle Geschehen oder eine zweite Tasse Kaffee. 

Man pflegt einen vertrauten Umgang. Der meist besuchte Ort im Café ist zu dieser Tageszeit der Zeitungsständer mit allen namhaften österreichischen, deutschen und internationalen Tageszeitungen.  Wer nicht liest oder leise plaudert, genießt und lässt den Blick schweifen. Die Kristall-Luster, die Spiegel, die Stuckdecke, die historischen Bilder an den Wänden und die Vertäfelungen aus glänzendem Nussholz mit orientalischen Intarsien lassen den Charme vergangener Jahrhunderte aufleben.